Fach- und Servicestelle für Konfi-Arbeit
der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern

Konfi-Arbeit Wenn Jugendliche Noten geben

In Umfragen bewerten Konfirmand*innen die Angebote der Kirchengemeinde durchwegs als gut. Deutlichen Optimierungsbedarf gibt es jedoch bei Gottesdiensten und bei der Auswahl der Themen. Insgesamt
zeigt sich: Die Konfi-Arbeit ist ein „Erfolgsmodell mit Optimierungsbedarf“ Unter dieser kurzen Formel werden die Ergebnisse von über zehnjähriger Forschungsarbeit zur Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden zusammengefasst. Seit 2007 wurden in mehreren Studienphasen die Einschätzungen und Meinungen von Konfis, Teamer*innen, Haupt- und Nebenamtlichen sowie Eltern abgefragt und ausgewertet.
Das Forschungsteam an der Uni Tübingen um Friedrich Schweitzer, Wolfgang Ilg und Henrik Simojoki lieferte ein repräsentatives Bild über den Zustand und die Entwicklungen der Konfi-Arbeit in Deutschland
und dem europäischen Ausland. Selbst wenn man nicht in die Vielzahl von bemerkenswerten Einzelerkenntnissen eintauchen möchte, lohnt es sich in jedem Fall, einige wesentliche Aspekte zu beachten und als Hintergrundwissen für eine konstruktiv-kritische Betrachtung der eigenen Konfi-Arbeit vor Ort mit einzubeziehen.

Die Zahl der Jugendlichen sinkt

In den Jahren 2005 bis 2014 ließen sich in Bayern ziemlich gleichbleibend etwa 90 % der evangelischen Jugendlichen konfirmieren. Das Spektrum reicht dabei von Gemeinden in Franken mit deutlich über 90 % bis zu solchen in Großstädten oder in Niederbayern mit etwa 75 %. Dennoch sanken bereits in diesem Zeitraum die absoluten Zahlen der Konfis deutlich: von 29.142 im Jahr 2005 auf dann 24.134, also um etwa ein Sechstel. Zwei Faktoren sind dabei maßgeblich: Zum einen sank die Gesamtzahl aller Jugendlichen in Bayern bis 2019 deutlich. Zusätzlich verringerte sich der Anteil der evangelischen Jugendlichen an der Gesamtzahl. Sehr viel deutlicher wirkt sich inzwischen jedoch der seit gut fünf Jahren zu beobachtende Rückgang an evangelischen Jugendlichen, die sich konfirmieren lassen, aus. 2015 brachte einen
Sprung auf eine Quote von ca. 85 %, 2019 war dann das Niveau von 80 % deutlich unterschritten. Alle Entwicklungen zusammengenommen führten zu einem Sinken der Konfi-Zahlen in den vergangenen Jahren um mehr als ein Drittel.
Frage: Die Zahl der Jugendlichen in Bayern wird in den kommenden Jahren wieder deutlich steigen. Wird die angebotene Konfi-Arbeit dann aber so gut sein, den Trend bei der Teilnahmequote an den Konfi-Kursen zu stoppen oder gar zu drehen?

Konfis wollen Spaß haben — und in ihren Augen ist das weit mehr als „pures Vergnügen“!

Fast drei Viertel der bayerischen Konfis melden sich zur Konfirmation an, weil sie selbst teilnehmen wollen, und nur ein knappes Viertel, weil ihre Familie das will. Etwas mehr als 10 % fühlen sich dabei zur Teilnahme gezwungen. Ihre Erwartungen sind dabei ausgesprochen vielfältig: Die Auseinandersetzung mit dem Glauben, Stärkung, Gemeinschaftserfahrung, Konfirmationssegen, Familienfest und (Geld-)Geschenke werden jeweils von etwa der Hälfte der Jugendlichen angegeben. Gut 90 % der Konfis wünschen sich vor dem Kurs „viel Spaß zu haben“ — 66 % sagen danach, dass sie ihn auch tatsächlich hatten. Wobei „Spaß haben“ mehr bedeutet als einfaches „Vergnügen“. „Spaß haben“ steht viel mehr noch für: etwas Sinnvolles tun, das auch Wirkung hat, in guter Gemeinschaft handeln, sich angenommen und gewürdigt fühlen. 46 % der Konfis war es vorher wichtig, dass ihre eigenen Glaubensfragen vorkommen — bei nur 39 % kamen sie zur Sprache (… und nur 24 % konnten mitbestimmen, welche Themen behandelt wurden). Nur 56 % sind mit den  behandelten Themen mehr oder weniger zufrieden.

Zunächst einmal ist auffällig, wenn auch nicht wirklich überraschend: Für Konfis ist es bei weitem nicht so eindeutig, was an Themen in einem Kurs behandelt werden soll. Mit Ausnahme des Top-Themas  „Freundschaft“ bewegt sich die jeweilige Zustimmung in einem Korridor von 31 % bis 68 %. Hauptberufliche und Teamer*innen haben da eine viel klarere Vorstellung. Die „klassischen Themen“ bekommen hier Werte von über 70 bis knapp 100 %. Auf der anderen Seite ist allerdings auch sehr klar, welche Fragestellungen als „unwichtig“ eingeschätzt werden und damit auch nicht Teil des Kursprogramms werden.

Lebensweltorientierung ist ein schwieriges Thema — für Hauptberufliche

Bedenkenswert auch: Bei den eher lebensweltorientierten Fragestellungen liegen tendenziell Konfis und Teamer*innen näher beieinander, bei den eher „klassischen“ Themen nähern sich die mTeamer*innen deutlich stärker der Seite der Hauptberuflichen an. Provokant gefragt: Haben sie gelernt, was wichtig ist bzw. was wichtig zu sein hat? Oder: Finden Jugendliche, die an den klassischen Themen kein oder wenig Interesse haben, überhaupt den Weg in die Teamerschaft? In eine ähnliche Richtung geht die Beobachtung, dass wenige Wochen vor der Konfirmation drei Viertel der Jugendlichen der Aussage „Ich glaube an Gott“  zustimmen — ein Viertel nicht! Aussagen wie „Die Welt ist von Gott erschaffen“, „Es gibt ein Leben nach dem Tod“ oder „Jesus ist auferstanden“ bekommen Zustimmungswerte zwischen 50 und 60 %. Offenbar gelingt es nur sehr begrenzt, die klassische Begrifflichkeit wesentlicher Kerngedanken christlichen Glaubens in eine Sprache und in Bilder zu übertragen, mit denen Jugendliche etwas anfangen können. Sie „verstehen“ sie zum einen nicht und können sie zum anderen nicht mit ihrer Lebenswirklichkeit verknüpfen. Dass der „Heilige Geist“ irgendwie etwas mit dem eigenen positiven Handeln zu tun haben könnte, nehmen sie genauso wenig wahr wie den Zusammenhang von „Gott, dem Schöpfer“ mit Fragen des Umweltschutzes.

„Und wer macht weiter?“

Welche Wirkungen hat der Besuch des Konfi-Kurses auf die Jugendlichen in Bezug auf ihren weiteren Weg in der Kirche, z. B. auch für ein mögliches ehrenamtliches Engagement? Ob sich Jugendliche dafür entscheiden, sich ehrenamtlich zu betätigen, hängt dabei von mehreren Faktoren gleichzeitig ab: Kommen die Jugendlichen aus einem Umfeld, aus dem sie ehrenamtliches Engagement bereits kennen? Welches Bild haben sie von den Haupt- und Ehrenamtlichen in ihrem Konfi- Kurs gewonnen? Finden sie sich in den Themen, Fragestellungen und der Kursgestaltung wieder? Erleben sie Teamer*innen, denen ihr   ehrenamtliches Engagement sichtbar Spaß macht? Gibt es, beispielsweise bei einem Gemeindepraktikum, die Möglichkeit, ehrenamtliches Engagement schon in der Konfi-Zeit einmal auszuprobieren? Werden sie überhaupt zur Mitarbeit eingeladen? (Was bei beinahe einem Drittel der Jugendlichen 2013 nicht zutraf!) Sehr viel deutet darauf hin, dass neben dem Besuch des Konfi- Kurses und der dort gemachten Erfahrungen das nachfolgende
ehrenamtliche Engagement einen besonders wichtigen Faktor für die weitere Bindung an Gemeinde und Kirche überhaupt darstellt.

Konfi-Arbeit ist ein Schatz

Alle empirischen Untersuchungen zeigen: Die Konfi-Arbeit ist ein Schatz für die Jugendlichen und für die Kirchengemeinden. Hier gibt es etwas zu entdecken, was für das ganze Leben trägt — es lohnt sich, hier mit Kreativität für die jungen Menschen zu investieren. Die Grundlage ist gut: Die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden IST ein Erfolgsmodell! Optimieren wir es.