Fach- und Servicestelle für Konfi-Arbeit
der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern

Herausforderung Gottesdienst

Wenn Jugendliche vielfach verpflichtet werden, den „normalen“ Gottesdienst am Sonntagvormittag zu besuchen, ist das allen Untersuchungen nach der sicherste Weg, ihnen diese Gottesdienstform zu verleiden!
Grundsätzlich gilt: Jugendliche fühlen sich von einem spirituellen Format dann angesprochen, wenn sie mit ihren Themen, Fragen und Erfahrungen „darin vorkommen“ und sie sich auf je individuelle Form in ihnen beteiligen können. Wichtig ist dabei auch das „Außenrum“, also das, was davor und danach passiert. Es bieten sich grundsätzlich zwei zielführende Wege an:

  1. Der Hauptgottesdienst am Sonntagvormittag wird (zumindest regelmäßig) so „subjektorientiert“ gestaltet, dass er für  Jugendliche interessant wird … und mit großer Wahrscheinlichkeit damit auch für eine ganze Reihe von Menschen, die sich von einem „normalen Gottesdienst“ eher nicht angesprochen fühlen.
  2. Gemeinden, Regionen oder Dekanate bieten Jugendlichen mregelmäßig Konfi- bzw. Jugendgottesdienste an, die speziell auf deren spirituelle Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das heißt, dass diese so weit wie möglich von den Konfis, Jugendlichen, Teamer*innen vorbereitet und durchgeführt werden.

Pflicht-Gottesdienst?

Die Verpflichtung an einer bestimmten Anzahl von Gottesdiensten teilzunehmen, gehört beinahe ausnahmslos zum Programm der bayerischen Konfi-Kurse. Wobei in der Regel vor allem der  Sonntagvormittagsgottesdienst nach G 1 im Blick ist. Kontrolliert wird die Teilnahme mit Unterschriften, Stempeln oder durch das Anzünden der eigenen Konfi-Kerze. Allerdings sollten folgende Einschätzungen der Konfis vor dem Kurs bzw. „Erfahrungswerte“ wenige Wochen vor der Konfirmation nachdenklich machen. 61 % der Jugendlichen des Kurs-Jahres 2012/2013 hätten sich „jugendgemäße Gottesdienste“ gewünscht, weniger als die Hälfte hat solche während der Konfi-Zeit tatsächlich erlebt.

Nur ein Drittel der Jugendlichen findet in den Sonntagsgottesdiensten Themen, die für sie und ihr Leben wichtig sind. Wobei zum Kursende hin gerade einmal noch 26 % es als wichtig sehen, dort überhaupt eine Predigt zu hören. Viel wichtiger sind Gemeinschaft, Atmosphäre oder das „Zur-Ruhe-Kommen“. Für 43 % der bayerischen Konfis ist es wichtig, „den Gottesdienst möglichst schnell hinter mich zu bringen.“
Und: Die oft behauptete, positive Auswirkung von „Pflichtbesuchen“ auf die Teilnahmehäufigkeit an Gottesdiensten nach der Konfi-Zeit lässt sich — wie eine Nachbefragung zeigte — nicht nachweisen. Von einem positiven „Gewöhnungseffekt“ kann also nicht gesprochen werden. Bemerkenswert: Wenn Konfis die Möglichkeit bekommen, sowohl jugendgemäße Gottesdienste zu erleben wie auch selbst etwas zur Gottesdienstgestaltung beizutragen, verdoppelt sich der Anteil derer, die insgesamt mit den Gottesdiensten zufrieden sind.