Fach- und Servicestelle für Konfi-Arbeit
der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern

Burkhardt Nolte

Burkhardt Nolte, geboren 1967, ist Schulreferent und Jugendpfarrer in Paderborn.
Er entwickelte gemeinsam mit Hans-Ulrich Keßler die Konzepte und Bücher zu "Holk" und "Konfis aus Gottsuche" und damit zu einer erfahrungsorientierten und äußerst lebensweltorientierten Konfi-Arbeit.
Nolte ist darüber hinaus Vorsitzender des Vereins "Netzwerk KonfiCamps in Deutschland e.V." und engagiert sich vielfältig im Bereich der KonfiCamp-Arbeit in Deutschland.

http://www.netzwerk-konficamps.de/

Mit Konfis auf Gottsuche

Lieber Burkhardt: Im Internet liest man über dich: „Burkhardt Nolte, geboren 1967, ist Schulreferentund Jugendpfarrer in Paderborn.“ Was gibt es darüber hinaus von dir zu sagen? Was macht dich aus, ganz persönlich und ganz dienstlich?

Ich bin ein sehr spontaner Mensch, der Lust hat, viele Dinge neu auszuprobieren. Ich bin  unkompliziert und versuche, fröhlich und aufrecht durchs Leben zu gehen. Die besten Ideen kommen mir übrigens beim Playstation-Spielen. Ich bin ein Spielkind — und auch ein begeisterter Fußballer und Borussia Dortmund-Fan.

Du bist in allen Landeskirchen sehr bekannt, insbesondere durch deine Bücher zu „Holk“ und „Konfis auf Gottsuche“. Was hat dich und Hans-Ulrich Keßler damals dazu gebracht, diese Bücher zu schreiben?

Zu Beginn, das war 1998, war ich Sondervikar bei Hans-Ulrich Keßler, der damals Dozent in Villigst war. Wir haben festgestellt, dass ein „Ruck“ durch die Konfi-Arbeit geht. Heute ist es fast normal, dass wir von „Konfi- Arbeit“ sprechen. Damals war es deutlich mehr „unterrichtlich“ im Sinne eines Input-Output Verfahrens: Ich bringe den Jugendlichen etwas bei, diese können es wiedergeben. Hans-Martin Lübking war mit seinem „Kursbuch Konfirmation“ der Erste, der damals versucht hat, so etwas Ähnliches wie eine lebenswelt- oder wirklichkeitsbezogene Didaktik für die Konfi-Arbeit zu entwickeln. Das hat uns inspiriert: Dinge neu zu denken und vor allem die Idee, etwas zu entwickeln, das religiöse Inhalte mit der Wirklichkeit von Jugendlichen so verbindet, dass daraus Perspektiven für die eigene Wahrnehmung, das eigene Leben und die eigene Zukunft werden.

Bei „Konfis auf Gottsuche“ beschreibt ihr, worum es euch in der Konfi-Arbeit vorrangig geht. Ihr nennt das „Die Muttersprache des Vertrauens lernen“. Kannst du uns kurz beschreiben, was das bedeutet und wie das funktioniert?

Eine unserer Grundannahmen ist, dass es keinen Menschen gibt, der gottlos ist. Wir glauben, dass Gott von Anfang an für jeden Menschen da ist. Konfis haben also bereits eine 12-jährige Geschichte mit Gott. Diese Erfahrung möchten wir nutzbar machen. Unsere Aufgabe liegt also nicht darin, ein „gottleeres“ Gefäß mit Inhalten zu füllen, sondern den Konfis die Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen ausdrücken zu können. Der Zugang, von dem wir sprechen, ist also eine erfahrungsorientierte Konfi-Arbeit. Konfi-Arbeit ist dabei eine vertrauensbildende Maßnahme. Zu glauben bedeutet, es nicht zu wissen – zu glauben bedeutet immer wieder  auszuprobieren, zu hinterfragen, sich Neues anzueignen. Die einzige Möglichkeit um  herauszufinden, was mein Leben mit Gottes Wirklichkeit zu tun hat und wie es ist, mit ihm zu leben, liegt darin, es auszuprobieren und sich darauf einzulassen. Dafür können wir den  Jugendlichen einen einfachen und zugleich attraktiven Rahmen geben, einen Rahmen, um ihre  Erfahrungen mitzuteilen, Gott wirken zu lassen und dadurch relevant in ihrem Leben zu werden. Dabei geht es nicht darum, eine Fremdsprache zu lernen, um z. B. „Fach-Chinesisch“ zu sprechen (wie es oft in unserer Kirche der Fall ist). Es geht vielmehr darum, die  Vertrauenserfahrungen, die wir alle seit Beginn unseres Lebens machen, wie die eigene  Muttersprache nutzbar zu machen. Wir lernen, uns in Worten auszudrücken, Bilder zu malen, Produkte zu entwickeln und vieles mehr, um damit unseren Erfahrungen mit Gottes Wirklichkeit Ausdruck zu verleihen.

„Es geht nicht darum, eine Fremdsprache zu lernen, sondern unseren Erfahrungen Ausdruck zu verleihen. Konfis haben bereits eine 12-jährige Geschichte mit Gott!“

Wir beide kennen uns durch die gemeinsame Arbeit in der Projektleitung der KonfiCamps in Wittenberg 2017. Was war für dich der größte Moment in diesem Projekt?

Wir haben uns damals viele Gedanken darüber gemacht, wie wir mit Teilnehmenden aus dem ganzen deutschsprachigen Raum gemeinsame spirituelle Momente schaffen können. Welche Themen? Welche Lieder? Welche Liturgie? Wir haben dazu tolle Gottesdienst-Modelle gestrickt. Die Abendandachten wollten wir davon losgelöst, aber in freiwilligem Rahmen anbieten und haben dafür vier Zeltkirchen auf dem Gelände aufgebaut. Wir haben die Andachten  vertrauensvoll (und angeleitet) in die Hände unserer Ehrenamtlichen gegeben. Und dann kamen die Camps … und wir mussten feststellen, dass unsere „kleinen“ Zeltkirchen so voll waren, dass die Kapazitäten dafür beinahe nicht ausgereicht haben! Nach den ersten Abenden mussten wir das größte Veranstaltungszelt für die Abendandachten mit hinzunehmen. Damit haben wir nicht gerechnet — es war wunderbar!

Damals gab es die Vision, dass KonfiCamps die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden in ganz Deutschland verändern. Wie schätzt du diese Aussagen heute ein?

JA! Wittenberg 2017 hat mit einer großen und relevanten Öffentlichkeit und vielen Leuten sichtbar gemacht, was für ein tolles Angebot die KonfiCamps sind! Es geht dabei aber nicht um die Camps dort, sondern um die Grundhaltung, die wir damit verbinden: Die evangelische Kirche ist seit Jahren in einer Art „Krise“, die weniger finanziell als vielmehr theologisch begründet ist: Wir müssen wieder verstärkt lernen, in guter Weise professionell von Gott zu reden und zu kommunizieren. Und zwar so, dass nicht Wahrheiten ÜBER Gott erzählt werden! Die Entwicklungen in der Konfi- Arbeit zielen genau darauf ab, und KonfiCamps wirken wie ein Brennglas auf diese Prozesse. Gleichzeitig sind KonfiCamps Kirche auf Zeit. Sie sind nichts, das Kirchen auch anbieten, sondern sie sind ganz Kirche. Deshalb verändern KonfiCamps auch Grundhaltungen: Sie eröffnen einen Raum, in dem junge Menschen der je eigenen Beziehung zu Gott selbst nachgehen können. Das brauchen wir!

Du bist Vorsitzender des Vereins „Netzwerk KonfiCamps in Deutschland e.V.“. Welchen Zweck verfolgt der Verein?

Unser wichtigstes Anliegen ist, die Menschen, die KonfiCamps anbieten, miteinander zu vernetzen und zugleich Interessierte an den gemachten Erfahrungen teilhaben zu lassen, um voneinander und miteinander zu lernen. Dafür findet beispielsweise einmal im Jahr eine bundesweite KonfiCamp-Tagung im Kloster Drübeck statt. Aktuell erarbeiten wir ein „Werkbuch KonfiCamp“, in dem alles Wissenswerte aus den vielen KonfiCamps in Deutschland zusammenkommt. Darüber hinaus veranstalten wir 2021 gemeinsam mit der Evangelischen Wittenbergstiftung das erste bundesweite Teamer*innen-Camp in Wittenberg, um auch die Kompetenzen und Erfahrungen der Ehrenamtlichen miteinander zu vernetzen.

Wo siehst du die Konfi-Arbeit in Deutschland in 10 Jahren? Was wäre dein Wunsch?

Ich hoffe, dass in 10 Jahren KonfiCamps nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall der Konfi- Arbeit sind! Künftig wird es vermutlich gar nicht anders gehen: Die Komplexität von Bildung nimmt so stark zu, dass ein über 1,5 oder 2 Jahre strukturierter Konfi-Kurs, der wöchentlich angeboten wird, künftig nicht mehr tauglich sein wird. Er ist bereits jetzt pädagogisch engführend und lerntheoretisch äußerst schwierig. Vieles spricht dafür, die Konfi-Arbeit zu konzentrieren und beispielsweise ein starkes KonfiCamp in die Mitte des Kurses zu setzen. Und es ist wichtig, allen Konfis anzubieten, weiterhin in der Kirche und im Jugendverband präsent und aktiv zu sein: als Teamerin und Teamer und als Teilnehmerin und Teilnehmer!

Und zum Abschluss: Welche drei Gegenstände sind für dich für eine gute Konfi-Arbeit wichtig?

  1. Panzer(klebe)band: Ohne Panzerband überlebt man kein Jahr! Ich habe kilometerweise Panzerband mit meinen Konfis verbraucht! Ohne das wird nix gebaut!
  2. Eine Musikanlage, die was kann!
  3. Räume, die so gestaltet sind, dass man sich dort wohlfühlt.

Vielen Dank, lieber Burkhardt, für das interessante Gespräch und deine tollen Antworten! Das Interview hat Toby Bernhard per zoom geführt.